Tansanias Ngorongoro-Krater könnte Unesco- Weltkulturerbe-Titel verlieren








Der Ngorongoro-Krater beherbergt eine Population von ca. 20 schwarzen Nashörnern

Dem einzigartigen Ngorongoro-Krater könnte eine eventuelle Aberkennung seines von der UNESCO verliehenen Titels bevorstehen, wenn dringende Maßnahmen zum Schutz des laut Reporten der UNESCO in Gefahr geratenen Schutzgebiets nicht bald eingesetzt werden. Grund dafür ist die verstärkte menschliche Aktivität, die mit dem Besorgnis erregenden Bevölkerungswachstum innerhalb der Grenzen des Naturschutzgebiets verbunden ist.

Seit der Erklärung des Ngorongoro-Hochlands 1956 zum sonder Schutzgebiet dürfen Maasai-Hirten (mit Ausnahme des Ngorongoro-Kraters selbst) das Land der Conservation Area bewohnen und es als Weidefelder für ihr Vieh verwenden. Laut der letzten Bevölkerungszählung unterbringt das ca. 8.288 km² große Areal 65.000 Hirten, mehr als das Doppelte als das Land ohne den verbotenen Getreideanbau ernähren kann. Pläne zu einer massiven Umsiedlung von Anwohnern wurden bereits umgesetzt. Bisher konnten ca. 550 Menschen in außerhalb der Parkgrenzen gelegene Gebiete umgesiedelt werden. Der staatliche Ankauf von Land außerhalb des Parks soll das Ngorongoro-Hochland langfristig entlasten. Auch Maasai dürfen ihre Herden mittlerweile nicht mehr in den ohnehin stark erodierten Boden des Kraters hinein führen.

Aber der wirksame Schutz dieses weltweit einigartigen Ökosystems wird nicht nur durch den Bevölkerungsdruck erheblich erschwert. Bereits 2006 erkannte die Parkverwaltung, dass die zunehmende Zahl von Touristen-Fahrzeugen, die in den Ngorongoro-Krater hinein fahren, ein ernst zu nehmendes Problem darstelle. Der weltweite Wirtschaftsboom vor drei Jahren führte zu einem explosionsartigen Zuwachs der Besucherzahlen, die Tansania als Urlaubsziel wählten. „Und keiner wollte einen Besuch zum größten Caldera der Erde versäumen“ –sagt Raphael Njovu, ein tansanischer Reiseleiter und Naturalist mit über 15 Jahren Erfahrung. Für ihn wie für viele andere Ngorongoro-Liebhaber, ist der Krater eine Art ungezäumter Zoo geworden. 425.000 Menschen strömten 2008 in den Krater. Der Beschluss der Regierung, die Parkgebühren auf satten 200 USD pro Fahrzeug zu erhöhen, könnte diese Besucherschwelle nur schwach dämpfen. „Eigentlich hätte ich eine konsequente Einschränkung bei der Zahl von Fahrzeugen befürwortet“ meint Herr Njovu. Somit schließt sich Raphael Njovu der Meinung der UNESCO an, die einen qualitativ hochwertigen Tourismus fernab des Massentourismus fördern will.

Um dies zu erzielen, hat die UNESCO der tansanischen Regierung auf eine harte Probe gestellt. Elf kritische Punkte sollen zügig in Angriff genommen werden, sonst droht die Eintragung des Weltnaturerbes in die so genannte „Rote Liste“ der Organisation für gefährdete Kultur- und Naturerbestätten. Aber auch ein solcher Eintrag bedeutet längst nicht die endgültige Verbannung aus der Schirmherrschaft der UNESCO. Job Ndugai, Präsident des nationalen Komitees für Umwelt, will jedoch die Geduld der UNESCO nicht aufbrauchen, denn er fürchtet sich vor den Konsequenzen. “Wenn die UNESCO der Ngorongoro-Krater aus der Liste der Weltnaturerben entfernt, wird keiner mehr den Krater besuchen wollen. Es ist daher sehr wichtig, dass wir diese Vorschriften erfüllen”.

Gemeinsam mit dem angrenzenden Serengeti Nationalpark bildet das Ngorongoro Schutzgebiet die größte Wildtier-Konzentration auf der Erde. Etwa 1,5 Millionen Gnus, 250.000 Zebras und viele Tausend Gazellen sind hier zu Hause. Das gesamte Schutzgebiet ist einmalig mit seinen weiten Landschaften, Tierreichtum, Kulturen und archäologischen Schätzen. Der Ngorongoro-Krater, die größte unzerstörte Caldera der Erde, ist zweifellos das bedeutendste Markenzeichen des Schutzgebiets. Umrahmt von steilen Wänden misst dieses riesige Amphitheater ca. 20 km Durchmesser und hat eine Fläche von 259 km². Die üppigen Weidegründe und das stets vorhandene Grundwasser des Kraterbodens ernähren eine immense Zahl von Tierarten. 1979 wurde der Krater und das umliegende Schutzgebiet auf die UNESCO-Liste des Welterbes aufgenommen

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