Die politische Unstabilität Madagaskars spitzt sich wieder zu – Tierschmuggler und illegale Holzfäller nutzen den Verwaltungschaos aus










Der ins Exil gewzungender Präsident Marc Ravalomanana im Silvester 2007

Die noch unstabile Sicherheitslage auf Madagaskar hat sich im vergangenen Montag wieder zugespitzt. Während Auseinandersetzungen zwischen Anhängern des vom Militär zum Rücktritt gezwungenen Staatschefs Marc Ravalomanana und den Sicherheitskräften wurden am 20.04.2009 mindestens zwei Menschen von Schusswaffen getötet. Weitere 13 wurden verletzt. Auch fünf Autos wurden von den Demonstranten in Brand gesetzt. Noch gestern kündigte der ex Präsident Ravalomanana während einer Pressekonferenz in Johannesburg an, dass es eine
Frage von Monaten, womöglich Wochen, sei, bis er nach Madagaskar zurückkehrte. Derzeit hält sich Ravalomanana in Swaziland auf, wo er nach seiner Machtübergabe an das Militär in März floh. 17.4. gab er bekannt, dass er eine Gegenregierung gebildet hatte.

Ravalomanana wurden Machtmissbrauch und Ausverkauf der Ressourcen an ausländische Firmen vorgeworfen. Diese Anschuldigungen, die vom Oppositionsgegner und gleichzeitig Bürgermeister von Antananarivo, Andry Rajoelina, angehetzt wurden, führten zu heftigen Protesten seit Januar 2009, die bisher eine Bilanz von über hundert Toten beließen. Der schwere politische Konflikt endete vorerst mit der Selbstausrufung Rajoelina zum Staatsoberhaupt. Doch die internationale Gemeinschaft hat den irregulären Regierungswechsel auf Madagaskar nicht anerkannt. Hinter der noch ausbleibenden Absegnung des neuen Präsidenten Rajoelina scheinen nicht nur demokratische Werte zu stecken, denn komischerweise, 2001 gelangte auch ex Präsident Ravalomanana mit sehr ähnlichen Methoden in die Macht.

Vorerst wurde Madagaskars Mitgliedschaft in der Afrikanischen Union suspendiert.

Unter der politischen Krise litt auch der Flugverkehr auf der Insel im indischen Ozean. Erst heute hat die nationale Airline Air Madagaskar die Wiederaufnahme des Nachtfluges auf der Strecke Paris – Antananarivo für den 5. Mai bekannt gegeben. Derzeit ist die Tourismusindustrie auf Madagaskar fast komplett lahm gelegt.

Aber nicht nur die Wirtschaft zeigt die Spuren der letzten dramatischen Ereignisse. Durch die komplette Lahmlegung des Verwaltungsapparats während des Machtkampfs wurde der Schutz der Nationalpark schwer vernachlässigt, was die lokalen illegalen Holzhändler natürlich prompt ausnutzten. Bewaffnete Mietglieder von Mafias plündern heute die Regenwälder des Landes auf der Suche von Edelholzer, die sich u. a. nach China exportieren. Die Lage sei nach lokalen Berichten vor allem im Marojezy Gebirge und auf der Masoala Halbinsel im Nordosten des Landes besonders kritisch. Wildhüter haben aus Angst ihre Posten massenhaft verlassen, die illegalen Holzfäller nehmen ihre Stellen ein, bauen Camps auf, treiben einen hemmungslosen Raubbau. Die Lage ist derart dramatisch, dass der für seine wertvollen Naturschätze bekannte Masoala-Nationalpark erstmals in seiner Geschichte für Besucher geschlossen wurde. Naturschützer haben auf einen enormen Zuwachs bei der Zahl von illegal ausgeführten Chamäleons und Froschen aus Madagaskar alarmiert. Laut Erik Patel, der von der Organisation Proplanta interviewt wurde, ist „der Ausverkauf ist in vollem Gange“. Aber die internationalen Hilfen für den Naturerhalt auf Madagaskar dürfen nicht ausbleiben. Die neue Regierung soll die einzigartigen Naturschätze seines Landes erkennen und diese effektiv beschützen, damit diese Schätze für die künftigen Generationen erhalten bleiben.

Wir verfolgen die Lage auf Madagaskar täglich und informieren im Nachrichten-Blog von Planeta Verde über deren Entwicklung in der Hoffnung, dass sich die Krise bald ein Ende nährt.

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