Planeta Verde verfasst einen „Kleinführer zum besseren Touristen“













Bei unserer letzten Erkundungsreise nach Afrika ist uns das Fehlverhalten einiger Touristen gegenüber den Tieren und den Menschen im beliebten Reiseland Tansania aufgefallen. Offenbar sind selbstverständliche Grundregeln im Umgang mit dem bereisten Umfeld nicht allen Besuchern bekannt. Raphael, unser Reiseleiter, ist dessen sehr wohl bewusst. Aus diesem Grunde erklärt er uns am Anfang der Tour, was von uns als Besucher in und außerhalb der zu besuchenden Schutzgebieten erwartet wird. Die erste Goldregel: Müll gehört im Auto und nach Verlassen des Fahrzeugs in die Mülltonne. Für uns eine Selbstverständlichkeit. Das mag aber für viele wohl habenden Inder, die Ostafrika während der günstigen Nebensaison in April und Mai besuchen, nicht unbedingt so sein. Wiederholte Hinweise nutzen oft nichts, erzählt uns Raphael. Regelmäßig muss er bei Touren kurz anhalten, um aus dem offenen Fenster von den Insassen ausgeworfene Snack-Verpackungen und leere Plastikflaschen abzuholen. „Nur so ist es nach drei oder viermal mit diesem Verhalten endgültig vorbei, weil es den Gästen sehr peinlich wird.“

Westliche Kunden sind in dieser Hinsicht meist rücksichtvoller, aber auch sehr hartnäckig, wenn es darum geht, andere ebenso wichtige Verhaltensregeln gehorsam einzuhalten. Beliebt ist es vor allem unter westlichen Touristen das Sitzen auf dem Autodach, was selbstverständlich ordnungswidrig ist (auch in den Nationalparks.) Öfters scheinen die Gäste zu vergessen, dass Sie auf Safari in der Wildnis sind und wagen sich alleine hinein in den Busch. „Das passiert bei Camping-Safaris besonders häufig“ fügt Raphael hinzu. Bei einer Reise übernimmt er die Lehrerrolle, denn die Verantwortung auf seine anvertrauten Gäste ist sehr groß. Viele sind über die wortwörtlich lauernden Gefahren überhaupt nicht bewusst und auch der erfahrenste Reisende ist für ihn ein kleines Kind, auf das man stets aufpassen muss. Besonders bockig reagieren manche Besucher, wenn Sie von Raphael ein ausdrückliches und ausnahmeloses Fütterverbot erhalten. Da kommen die Gäste an einen wunderschönen Picknick-Platz an und müssen dabei zusehen, wie manche anderen Touristen ihr Lunch mit den Raubvögeln und anderen Tieren teilen und tolle Bilder mit ihren Aldi-Digi-Kameras aus nächster Nähe schießen, während Ihnen der ganze Spaß weg genommen wird. „Die Kunden müssen verstehen, dass das Futtern von wilden Tieren extrem schädlich ist“ sagt Raphael. „Zum einen weil unsachgemäße Fütterung deren Gesundheit aufs Spiel setzen kann. Zum anderen bringt man damit die Tiere ungewollt von ihren natürlichen Verhalten ab, was schlimme Konsequenzen haben kann. Verletzungen durch hungrige Raubvögel, die sich auf ein in der Hand gehaltenes Stück Fleisch stürzen, passieren leider nicht selten.“ Letzten Endes sollen wilde Tiere wirklich wild bleiben, denn warum sonst bezahlt man ein Vermögen für eine Safari nach Afrika?

Aber der am häufigsten von westlichen Touristen begangenen Fehler hat eher mit Menschen als mit Tieren zu tun. Die bitterarme Armut, in der die einfache Bevölkerung lebt, lässt keinen Besucher kalt. Den meisten Gästen überkommen unangenehme Schuldgefühle, die sie mit Geld und Geschenken ausgleichen möchten. Aber oftmals wird dieses Geld falsch eingesetzt. „Kindern soll man kein Geld und keine Geschenke geben“ sagt Raphael. “Viele Kunden verstehen das nicht und fragen: Warum? Ich meine es nur gut!“. Aber Raphael hat Recht und dies aus vielerlei Gründen. Man fördert damit Bettlerei. Kinder bleiben von der Schule fern, der Teufelkreis der Armut wird so nur verlängert. „Am besten und sinnvollsten kann das Geld an eine Nichtregierungsorganisation spendiert werden. Über Stifte und Schulblocks freut sich der Schulleiter, der dann diese unter den Schülern gerecht verteilen kann“. Mit der gut gemeinten Verteilung von Medikamenten und Hygieneartikeln kann man häufig mehr Schlechtes als Gutes anrichten. Es hat Maasai-Kinder gegeben, die eine Seife, die sie von einer amerikanischen Touristin zum Waschen erhielten, für etwas Essbares hielten und gegessen haben. Ein Mann wurde sehr magenkrank, weil er das Aspirin nicht verkraftete, das wir ihm zur Linderung seiner Kopfschmerzen gegeben hatten. „Die Personen auf dem Land sind einfach an westliche nicht Drogerie-Waren gewöhnt“ sagt Raphael. Man spielt also besser nicht Arzt und übergibt nicht verbrauchte Medikamente einem Krankenhaus am Ende der Reise.

„Besucher müssen sich deren Verantwortung über ihre Auswirkung ihres Besuches auf Tiere und Menschen im Reiseland bewusster sein“ fordert Raphael. Bei Pauschaltouristen liegt ein Teil dieser Verantwortung direkt beim Reiseveranstalter, der die Pflicht hat, ihre Kunden vor ihrer Abreise besser zu informieren und (im gut gemeinten Sinne) zu erziehen.

Aus diesem Grund hat das Team von Planeta Verde ein Verhaltensregeln-Blatt entworfen, in dem Hinweise und Empfehlungen zu einem bewussteren und verantwortungsvolleren Verhalten im bereisten Land enthalten sind. Dieser „Kleinführer zum besseren Touristen“ soll keine Vorschrift sein, sondern eine noch sehr unvollständige Sammlung von Tipps aus eigener und fremder Erfahrung, die Ihnen helfen sollen, die negativen Auswirkungen Ihres Besuches zu minimieren.

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