Die unschönen Seiten des Ökotourismus: Wo Tiere zur Geldquelle werden



Ein zweifellos genervter Instragram-Benutzer teilte uns letzte Woche über unser Instagram-Account seine absolute Abneigung gegen jegliches Geschäft, wo Tiere im Spiel sind, einschließlich den Safaritourismus.

Offen gesagt habe ich dieser Meldung nicht so viel Achtung geschenkt. Bis ich heute morgen beim Arzt gewesen bin.

Man weiß ja schon, dass Arztbesuche einem unwiederbringlich zum Zeitvertrieb zwingen– im selbst mitgebrachten Buch lesen, im eigenen Handy so tun, als ob man etwas ganz Wichtiges tut, oder in einem alten herumliegenden Magazin durchzublättern.

Bei mir traff letzteres zu. Dabei bin auf einen kurzen Artikel gestoßen, bei dem ich an den Instagram-Benutzer und seinen Haß gegen den Safaritourismus sofort denken musste.

Dabei ging es nicht um Afrika, sondern um einen Tempel in Thailand, den so genannten Tiger-Tempel.

Das Besondere bei diesem Tempel ist –oder besser gesagt war-, das mehrere Dutzende Tiger lebend gehalten wurden.

Ja, ihr habt richtig gelesen. Ausgewachsene, wilde gestreifte Katzen von ungefähr 300 kg Lebensgewicht bei deren Anblick jeder Normalsterbliche sofort erstarren würde.

Doch diese Katzen waren keine gewöhnliche Tiger. Sie waren nicht furchterregend und angriffsbereit, sie waren keine Botschafter eines grausamen, unvorstellbar schrecklichen Todes, sondern ruhige, verspielte, süße Mietzen von überdimensionaler Größe, die immer wieder sich auf den Rücken lagen, um sich die Bäuche von enthusiastischen Touristen kratzen zu lassen.

Die Tiger haben den liebenswürdigen budhistischen Mönchen, die mit ihrer Handlung das buddhistische Leitbild des harmonischen Zusammenlebens von Menschen und Tieren Wirklichkeit werden ließen, ein Millionengeschäft bereitet. Hunderte von Touristen wurden in den Tempel mit dem Versprechen angelockt, die Tiger und die Tigerbabys zu streichen, auf die Arme zu nehmen und sich mit ihnen fotografieren zu lassen.

Das Internet ist immer noch voll noch Berichten von komplett „hingerissenen“ Touristen:

“This was definitely the highlight of my trip to Thailand.
These animals are truly well looked after. They are gentle creatures that still have a wild side. You can feel the energy in the air the second you are around them. They can tell who is friendly and comfortable in their presence and who is not. An experience of a lifetime! I would go back in a second”

Nun, offensichtlich lag diese begeisterte Touristin in ihrer Wahrnehmung völlig daneben. Denn wie es sich 2016 herausstellte, haben die Tiger das ständige Kommen und Gehen von Fremden nur darum geduldet, weil sie unter Drogen standen.

Aber es kam noch schlimmer. Die scheinbar so uneigennützigen Mönche waren in den grausamen Machenschaften der chinesischen Tigermafia auch noch schwer verstrickt. Regelmäßig ließen sie Tiger „verschwinden„, um so ihren wertvollen Beitrag zum Handeln mit Tigerkörperteilen zu leisten.

So bringt man Mensch und Natur ja bekanntlich in Einklang.

Im Tigertempel gibt es heute keine Tiger mehr. Sie wurden von Umweltschutzorganisationen gerettet, die lange vor dem der Skandal mit dem Tigerhandel aufgedeckt wurde, vergeblich versucht hatten, den Mönchen das Geschäft zu schließen.

Unaufgeklärte, leichtgläubige Touristen, die keinen Unterschied zwischen uneigennützigen Tierschutzprojekten, wo Menschen nur unter sehr strengen Voraussetzungen heran gelassen werden, und fragwürdigen Projekten, wo das menschiliche Gier dahinter steckt, müssen woanders hingehen. Privat geführte Tier“schutz“projekte, wo wilde Tiere „truly well looked after“ betreut werden, gibt es weltweit mehr als genug.

Geschichten wie diese lassen das Bild vom einem aufrichtigen, positiven Ökotourismus schwanken. Natürlich hat die gute, verantwortungsvolle, nachhaltige Safariindustrie mit den obigen Darstellungen nichts Gemeinsames. Aber auf seiner Art hatte der Instagram-Benutzer, der seinen abstoßenden Kommentar gegen Tierreisen bei uns hinterließ, sicher auch Recht.

Ist es überhaupt ethisch, Geld mit/dank Tieren zu erbeuten?

Aber die große Frage ist: Haben vom Aussterben bedrohte Tierarten wie –nennen wir ein Beispiel- die Berggorillas, überhaupt eine Chance zum Überleben, wenn der Mensch kein Profitpotenzial in ihnen sieht?

Ich glaube nicht.

Und ihr?

Kommentare

Beliebte Posts